Versailles an der Oberen Kyll

Die Ruinen der Glaadter Burg bei Jünkerath lassen vermuten, dass die mittelalterliche Anlage eine im Tal der Kyll angelegte Wasserburg war. Die ersten Besitzer waren die Herren von Schleiden. 1324 ging die Burg an den Grafen v. Blankenheim über. Zwischen 1726-1735 wurde die mittelalterliche Burg umgebaut in eine prachtvolle Wohnanlage für die Grafen. „Als Zeichen des Reichtums und als ein kleines Versailles für Jagdfeste und Festlichkeiten, sollte ein prächtige Schlossanlage entstehen.“ liest man in der Chronik der Ortsgemeinde Jünkerath. [1]

Als der Bau wegen fehlender Baumaterialien und Handwerkern stockte, trieb der Graf den Bau des Schlösschens mit Strafandrohungen gegen die Bevölkerung voran. Da die Menschen der Umgebung sich über Gebühr belastet fühlten, schrieben sie Bittschriften nach Blankenheim. Als diese unbeantwortet blieben, gingen sie juristisch gegen die geforderten Fronleistungen und Abgaben vor. Doch den Prozess vor dem Reichskammergericht Wetzlar 1732 verloren sie. Das Gericht sah die Grafen im Recht, denn jeder Stand war verpflichtet zur Erhaltung von „Festungen, Plätzen und Garnisonen ihren Landesfürsten mit hilfreichem Beitrag gehorsamblich an Hand zu geben.“

Aber galt das auch für Lust- und Jagdschlösser?

Die „Meuterer“ bestrafte die Gräfin von Blankenheim mit drastischen Maßnahmen. Sie ließ die über 100 Unterzeichner der Anklage aus den umliegenden Dörfern ins Gefängnis werfen, ihr Vieh abschlachten und verhängte gegen sie Bußgelder.

Der Bau von Schloss Versailles in Frankreich fand Nachahmer in den Fürstenhäusern Europas und wurde eine Art Prototyp für die neu entstehenden Prachtbauten des Adels. Selbst die weniger bedeutenden Kleindynasten der Eifel folgten der architektonischen Mode. Die meisten „Eifelschlösser“ bekamen im 18. Jahrhundert eine barocke Renovierung oder einen barocken Umbau. Eine immer noch von den Folgen des des 30-jährigen Krieges gebeutelte Bevölkerung hatte die Lasten der Prachtentfaltung sicher als Machtmissbrauch verstanden, zumal sie im krassen Gegensatz zu ihrer eigenen Lebenssituation stand.
Bild: Grundriss des Jünkerather Schlosses nach Wackenroder

Nur zwei Jahre nach der Fertigstellung, 1737, ging das Schlösschen in einem Feuersturm unter. Das geschah ausgerechnet am Tag der offiziellen Einweihung des Schlosses, die mit einem rauschenden Fest gefeiert wurde. Bis heute sind die Ursachen nicht geklärt. War es ein nicht richtig funktionierender Ofen, der das Feuer auslöste? Ein Blitzschlag? Oder war es am Ende sogar Brandstiftung? Haben die Fronbauern und Handwerker sich in einem fast schon revolutionären Sabotageakt gerächt, oder sind ihre Verfluchungen gegen das Schloss und die Blankenheimer Herrschaft in Erfüllung gegangen?

Der Zerstörung der Schlossanlage folgten 250 Jahre Dornröschenschlaf. 1967 drohte das endgültige Aus für die Ruine. Heute sind nur noch wenige Mauerreste der Glaadter Burg erhalten. Die einsturzgefährdeten Reste sollten abgerissen werden. 1976 wurde eine Bürgerinitiative “Rettet die Glaadter Burg” gegründet. Die verbliebeen Mauerreste wurden gesichert und erhalten. Die Arbeiten konnten erst 1989 weitgehend zum Abschluss gebracht werden.


Das Jünkerather Schloss [2]

Im anmutvollen und wonnereichen Tal der Kyll, nicht fern von dem Ort Glaadt, gewahrt man die Ruinen eines Schlosses, welches von den Grafen von Manderscheid und Blankenheim, an der Stelle des alten, baufällig gewordenen, erbaut aber niemals bewohnt wurde.

Die Sage berichtet so: Vollendet stand der prachtvolle Bau mit seinen gewaltigen Mauern und majestätischen Türmen, und der Graf wollte, dass der Einzug der festlichste sei. Es kamen von nah und fern gar viele und stattliche Herren. Bereitet war ein fürstliches Mahl, und der köstlichste Wein perlte in den Pokalen. Jeder schmauste und trank nach Lust. Und als das Mahl beendet war , da erhoben sich die Gäste zum Tanzen in dem reich geschmückten und vom Klang der Hörner wiederhallenden Saal. Doch bald hatte sich die Freude verkehrt in wilde, ausgelassene Lust. Verschwunden war die heilige Scheu und man dachte nicht an das allsehende Auge Gottes. Und sieh, es zuckte ein Blitzstrahl und fuhr durch den Saal; verscheucht hatte er die Frevler, sie flohen und der Palast stand lichterloh in Flammen. Das entartete Haus verwandelte sich in Schutt und Asche.

Und was des Himmels Strafgericht
so offenbar zu Grund‘ gericht’t
das darf sich keiner je getrauen
zur Stelle wieder aufzubauen.

[1] Das Jünkerather Schloss PDF
[2] Nacherzählt und redigiert nach J. H. Schmitz: Sagen des Eifellandes nebst mehren darauf bezüglichen Dichtungen Trier 1847 externer Link:

© Marzellus BoosMellonia-Verlagzum Newsletter anmeldenBücher über die Eifel*

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