Die geschichtlichen Anfänge des Klosters Steinfeld in der Nordeifel liegen in der Zeit Heinrichs I. (919-936), verlieren sich aber im geschichtlichen Dunkel, wie man so schön sagt. In genau diesem Geschichtsraum, in der älteren Forschung oft als „dunkle Periode“ bezeichnet, liegt der Ursprung der Gründungssage des Klosters Steinfeld.
Wie so oft finden sich in der Überlieferung historische Wahrheiten. In der Sage wird erzählt von „Feldzügen gegen die Ungläubigen“, womit wohl auf das Zeitalter der Reconquista, der Befreiung Spaniens aus der Herrschaft der „Mauren“, Bezug genommen wird. Im 10. Jahrhundert hatte sich eine neue Gesellschaftsordnung mit dem Adel und der hohen Geistlichkeit als den führenden Schichten etabliert. Der Satz „Keiner übertraf ihn [den Grafen] in ritterlicher Gewandtheit und er blieb Sieger auf allen Turnieren.“ Sein Reichtum, seine höfischen Feste sowie seine offensichtliche Grundherrschaft von der Ahr bis in die Ardennen erinnert uns an die Blütezeit des Rittertums. Mit dem erwähnten Teufelsritt über den Rhein könnten die kriegerischen Einfälle der „Magyaren“ (Ungarneinfälle) gemeint sein, deren Raubzüge sie bis nach Lothringen, also über den Rhein, führten.
Klosterstiftungen dienten zwar auch dem Seelenheil ihrer Sifter. Klöster waren im Mittelalter aber nicht nur spirituelle Orte, sondern so etwas wie „Entwicklungsagenturen“. Umsichtige Landesherrn Umsichtige Landesherren erkannten, dass hier grundlegende Kulturtechniken wie das Lesen und Schreiben vermitteltet wurden. Dort entwickelten sich in der Folge praktische Techniken im Handwerk, im Landbau, in der Pflanzenzucht oder der Kräuter- und Heilkunde (Klostergarten), die auch an die Bevölkerung weitergegeben wurden. Klöster wurden oft in unterentwickelten Gegenden gegründet und statteten sie mit großen Ländereien aus.
Um 1070 erfolgte eine erste Niederlassung der Benediktiner. Deren Ora et Labora ist zur Kurzformel mönchischen Lebens im Mittelalter geworden.
Die Gründung der Abtei Steinfeld
Unter der Regierung des Kaisers Heinrich I. lebte im kölnischen Lande ein vornehmer und reicher Graf, Sibodo von Hochsteden , Herr von Altenahr genannt. Bei der Taufe eines Kindes fragte er seinen Hofmeister ob auch er bei seiner eigenen Taufe gesegnet worden sei „ Wenn das ist,“ entgegnete der Graf, so sehe ich nicht ein, weshalb ich mich selber zukünftig selber segnen soll,“ und er unterließ von dieser Stunde an diesen christlichen Brauch.
Der Teufel, der das alsbald merkte, dachte: „Ei, der ist mir der rechte Geselle; bei einem solchen Herrn möcht‘ ich gern Diener sein.“ und er trat unter dem Namen Bonschariant in den Dienst des Grafen
Bonschariant erfüllte seinem Herrn jeden Wunsch, er sorgte für seine Unterhaltung und belustigte ihn durch gottlose Streiche. Der Ruhm des Grafen Ruhm nahm mit den Jahren zu. Keiner übertraf ihn in ritterlicher Gewandtheit und er blieb Sieger auf allen Turnieren. Auf den Feldzügen gegen die Ungläubigen gewann man jeden Kampf und jede Schlacht, wenn Sibodo unter den Kämpfern war.
Bonschariant begleitete seinen Herrn überall und machte sich ihm so unentbehrlich, dass er sich von ihm nicht trennen konnte. So geschah es auch einmal, dass am Rhein ein Krieg ausbrach und die Feinde in das Eifelland einfielen. Der Graf griff zu den Waffen; die Gegner wurden mit blutigen Köpfen heimgesandt und der Sieger zog mit den Seinen auf das jenseitige Ufer des Rheinstromes.
Gegen Abend entfernte er sich von seiner Truppe und setzte sich müde unter einen Baum, wo er einschlief. Dies hatten seine Feinde bemerkt und sie beschlossen, ihn gefangen zu nehmen oder zu töten. Doch Bonschariant hatte die Gefahr rechtzeitig bemerkt. Er lud den Grafen auf seinen Rücken und erhob sich mit seinem Herrn hoch in die Luft. „Gott sei mir gnädig!“ rief Sibodo und sein Diener antwortete mit einer Stimme, die der Graf nicht mehr erkannte: „Stell dein deinem Geplärr ein, sonst werde ich dir eine Taufe geben, dass du für dein Leben lang daran genug hast!“ Da wurde dem Grafen klar, wer ihn da zum andern Ufer und in Sicherheit brachte.“
Auch nach diesem Vorfall fuhr Bonschariant fort, Sibodo zu Diensten zu sein. Der Graf versuchte sein Gewissen dadurch zu beruhigen, dass er sich einredete, er habe doch mit dem Schwarzen nie einen Bund geschlossen und dieser besitze deshalb keine Gewalt über ihn. Auch Bonschariant tat alles, um sich die Gunt seines Herrn zu bewahren.
Jahre zogen ins Land und Sibodo war in allen weltlichen Dingen glücklich. Doch eines Tages erkrankte seine Gattin schwer und die Aerzte sagten ihm, dass seine Frau nicht geheilt werden kann. Nur einer unter ihnen sprach : „ Ich kenne eine Arznei, die die Kranke retten kann, aber es ist unmöglich, sie zu beschaffen. Es ist Milch von Löwinnen, mit Drachenblut vermischt.“ Als Sibodo hielt nun seine Frau für verloren. Doch wieder bot Bonschariant sich an, die Zaubermedizin zu beschaffen. Wo Bonschariant, der schon nach zwei Stunden mit der Arznei zurück war, gewesen ist, erfuhr niemand als sein Herr. Die Gräfin, welcher die Sache verdächtig vorkam, lag ihrem Gemahl so lange in den Ohren, bis er ihr die Wahrheit über seinen Diener gestand. Als sie das erfuhr, forderte die gottesfürchtige Frau von ihm, sich von dem unheimlichen Diener zu trennen. Das aber wollte Sibodo nicht und hilfreich Bonschariant ihm gewesen ist, und wie er ihm sogar das Leben gerettet hatte.
Alles was die Gattin bei ihren Gemahl erreichen konnte, war das Versprechen, dem Herrn eine Kirche und ein Kloster zu erbauen. Sie selbst suchte den Ort für das Vorhaben aus in einem Wald in einem Ausläufer der den Ardennen. Der Platz lag auf einer Anhöhe, die man das Steinfeld nannte, weil der Boden durch und durch felsig war.
Da der Ardennenwald sehr wildreich war, pflegte Sibodo darin oft zu jagen. Bei einem Jagdausflug, auf den ihn Bonschariant begleitete, zeigte der Graf seinem Diener den Platz mit den Worten: „ Dieser Wald ist so weit entlegen von unserm Schloss, dass die Anreise hierhin sehr aufwändig ist. Ich habe also beschlossen, auf dem Hügel, den wir vor uns sehen, ein Haus Jagdschloß zu bauen, in welchem wir fröhliche Gelage halten werden.“ Als der Teufel hörte, welchem Zweck das Gebäude dienen sollte, war er freudig bereit, den Grafen bei dem Vorhaben kräftig zu unterstützen.
Kalk und Steine waren bald herbeigeschafft und das Fundament gelegt. In kurzer Zeit stand ein stattliches Gebäude da mit geräumigen Sälen und Gängen. Kurz vor der Fertigstellung dachte der Graf: „Nun kann ich meinen Vorsatz ausführen und dem ohne Mühe und Kosten erbauten Haus seine wahre Bestimmung geben.“ Er stieg zur höchsten Spitze des Baues hinauf und pflanzte dort ein Kreuz auf, welches er zu diesem Zweck bereit und verborgen gehalten hatte. Kaum war dies geschehen, so erschien der Teufel in der Luft. Er trug einen gewaltigen Stein, den er noch in dem Turm vermauern wollte. Als er aber das Kreuz erblickte, stieß er eine laute Verwünschung aus und schleuderte er den Felsblock mit aller Macht gegen das Bauwerk. Der Stein jedoch nahm, von einer unsichtbaren Hand getragen, eine andere Richtung, rollte über den Boden weg und blieb erst bei dem Örtchen Dieffenbach liegen, wo man ihn noch unter dem Namen: „ der Teufelsstein“ den Fremden zeigt. Bonschariant aber ließ sich von diesem Tag an nicht mehr blicken. Das Kloster zu Steinfeld aber wurde bald darauf vollendet.
nacherzählt nach Rheinlands Sagen, Geschichten und Legenden, herausgegeben von Alfred Reumont
Der „Teufelsstein“ selbst ist heute nicht mehr zu sehen, da er bei dem Bau der Straße zwischen Steinfelderheistert und Diefenbach bei den Bauarbeiten verschüttet wurde.
https://www.kloster-steinfeld.de/
© Marzellus Boos – Mellonia-Verlag – zum Newsletter anmelden – Bücher über die Eifel*
Passende Unterkunft in der Eifel suchen & buchen* |
So unterstützen Sie www.eifeltour.de
Hinterlasse jetzt einen Kommentar