Der schiefe Turm von Mayen

Neuer Turm und alte Sage

Nach dem Krieg neu aufgebaut. Das Turmdach
der Clemenskirche

Der Glockenturm der Clemens-Kirche im Zentrum der Stadt gab Stoff zur Legendenbildung. Holz verdreht sich leicht, besonders wenn man es frisch aus dem Sägewerk verarbeitet. Der Konstruktionsfehler der Zimmerleute hat dazu geführt, dass sich der Glockenturm verdreht hat. Man hätte diesen Fehler längst korrigieren können, spätestens nach Ende des zweiten Weltkriegs, als auch dieses alte Kulturdenkmal zerstört wurde. Doch die korkenzieherförmige Turmspitze hat man so belassen, wohl vor allem, weil sie damit an alte Volkssagen erinnert.

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In der alten Erklärungssage über den merkwürdig verdrehten Glockenturm der Clemens Kirche in Mayen existiert eine schöne alte Sage:

Die Burgherrin der Mayener Burg war eine wohltätige Frau, die die Prunksucht und die Verschwendungsorgien ihres Standes nicht mitmachen wollte. Stattdessen verteilte sie den gräflichen Überfluss an die armen Leute.

Dem Teufel konnte das nicht gefallen. Da er aber keine Macht über die Gräfin hatte, versuchte er den Burggrafen gegen seine Frau aufzubringen. Mit Übertreibungen wie: „… sogar die Bettler aus dem entfernten Hunsrück, kommen um deinen Reichtum aufzubrauchen „, oder“… du wirst am Ende selber als Bettler enden, gelang es ihm, dass der Graf seiner Frau bei Todesstrafe verbot noch einen Krümel gräflichen Brotes an das „Bettelvolk“ zu verschenken.

Doch die Gräfin ließ sich nicht beeindrucken und setzte ihre mildtätigen Taten fort. Aber sie war durch die Androhungen vorsichtiger geworden, und schmuggelte ihre mildtätigen Gaben im Schoß ihrer Schürze aus der Burg. Der misstrauische Graf stellte sie und befahl ihr, alles, was sie verbarg, auf den Boden fallen zu lassen.

Die Gräfin gehorchte, doch statt der erwarteten Almosen für die Armen, vielen lauter Blumen aus der Schürze. Der Graf, wohlwissend, dass die Gräfin seinen Befehl nicht gehorcht hatte, erkannte seinen Irrtum und das Blumenwunder als Zeichen Gottes. Von Geiz und Gier bekehrt, lässt er in der Clemenskirche eine Messe feiern, zu der alle Christen der Umgebung eingeladen sind. Der Teufel tobt und in seiner Wut will er das kirchengebäude zerstören, aber es gelingt ihm nur, den Glockenturm zu verdrehen.

„Er trieb mit dem turme sein grausames Spiel; doch eigentlich hat er die Kirche zum Ziel“ heißt es in dieser ursprünglichen Versversion der Mayener Sage, die ich in einem alten Heimatjahrbuch gefunden und hier nacherzählt habe.

Eine weitere und auch weit verbreitete Sage gibt einen anderen Grund für die merkwürdige Verdrehung der Kirchturmspitze an. Und wieder war der Teufel als Urheber des „schiefen Turms“ im Spiel. Als der nämlich bei einem Zufallsbesuch feststellte, dass die Mayener offensichtlich an einem großen Gebäude arbeiteten, fragte er die Arbeiter, was denn hier geplant sei. Die Antwort war: „Wir bauen ein Wirtshaus“. Der Teufel war zufrieden und zog seiner Wege, man erzählt sich auch, er habe sogar beim Bau geholfen. Bei seinem nächsten Besuch sah er, dass die Arbeiter ihn belogen hatten und in Wirklichkeit dabei waren, die Clemenskirche zu bauen. In seiner Wut verdrehte er daraufhin den Glockenturm.

Die Clemens-Kirche ist eine der ersten gotischen Hallenkirchen am Mittelrhein. Die Kirche wurde 1296 erstmals erwähnt, zwischen 1350 und 1430 erfolgte der Umbau zur gotischen Hallenkirche des Augustinerstiftes. 1944 wurde sie bei einem Bombenangriff auf das Eifelstädchen zerstört. Diesmal war es nicht der Teufel, der die Zerstörung der Kirche zu verantworten hatte. Danach (1947–1953) ohne des Teufels Hilfe wieder aufgebaut.

© Marzellus BoosMellonia-Verlagzum Newsletter anmeldenBücher über die Eifel*

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