Den Wölfen auf der Spur

Wolfsgeschichten aus der Eifel

Auf der Suche nach der Spur der Wölfe in der Literatur oder den Berichten aus der Eifel habe ich ein paar weitere interessante Texte gefunden.


Auf der Wolfsjagd

Wie es auf einer Wolfsjagd zugegangen ist, lässt sich anhand von Aufzeichnungen des Dauner Oberförsters Hermann von Witzleben rekonstruieren.

Zeichnung von Witzleben, Oberförster in Daun

„Die Schützen hatten entsprechend den Anweisungen des Oberförsters den Distrikt umstellt, die Treiber gingen in langer Kette durch den Wald, schlugen mit ihren Stöcken gegen die Bäume, benutzten die »Klapper«, die sonst nur in der Karwoche zum Einsatz kam als Lärminstrument und stießen laute Schreie aus, um die Wölfe aus ihrem Versteck zu treiben, vielleicht aber auch, um die eigene Angst vor den »Wolfsbestien« zu überspielen. Wie dem auch sei, sie hatten Erfolg. Mehrfach krachten die Büchsen und bald erschollen Jubelschreie der Treiber. Einen Wolf hatten die Schützen getroffen, der zweite war ihnen entwischt. Dann formierte sich ein langer Zug. Der Wolf, an den Pfoten zusammengebunden, wurde an einem langen Stock vom Lehwald nach Darscheid getragen, Landrat Dr. Aschenborn und Oberförster von Witzleben folgten auf dem Pferdeschlitten. Während die Jäger bei Wein und Schnaps die Erlebnisse der Wolfsjagd Revue passieren ließen, wurde der Wolf von den Darscheider Treibern immer wieder durchs Dorf getragen und von Kindern und Erwachsenen bestaunt. Aus vielen Häusern erhielten die Helfer der Treibjagd Brot, Speck und Eier, mit denen sie ein »Festmahl« zubereiten konnten. Erst bei anbrechender Dunkelheit machten sich die Dauner Jäger mit Pferd und Schlitten auf den Heimweg, wobei es einigen schwer fiel, die Balance auf dem wackligen Gefährt zu halten. Bildunterschrift des Malers: »Wie man in der Eifel von der Jagd zurückehrt.« [1]


Um Wölfe ranken sich eine Vielzahl von Geschichten in der Eifeler Sagenwelt

In Betteldorf hat ein Wolf angeblich einer Frau eine Ziege gestohlen und sie bis nach Manderscheid geschleppt, wo sie von Bauern dem Wolf entrissen worden sei. Auf dem Manderscheider Markt will die Frau ihre Ziege wiederentdeckt haben.

»1. Den Forstbeamten wird zur Pflicht gemacht, den Wölfen nachzustellen… besonders bei frischem Schnee, die Waldungen fleißig abzukreisen und wenn sich sichere Wolfsspuren vorfinden, durch Zusammenberufung zuverlässiger Schützen eine Wolfsjagd zu veranstalten…«
2. Die zur Abhaltung einer Wolfsjagd erforderlichen Treibleute, wozu Frauenspersonen und Kinder unter 16 Jahren nicht gewählt werden dürfen, sind … auf mündliche Anforderung des Forstbeamten sofort vom Ortsvorsteher zu beordern… und durch diesen (Ortsvorsteher) selbst anzuführen.
3. Einem jeden zuverlässigen Schützen (auch ohne »Jagd-Legitimationsschein«) ist es gestattet… einer Wolfsjagd beizuwohnen und zur Tötung der Wölfe von der Schusswaffe Gebrauch zu machen. (Anmerkung: Auch »gediente Soldaten« konnten an der Wolfsjagd teilnehmen).
4. Es ist streng untersagt, bei Wolfsjagden nach anderem Wild zu schießen.« 1851 betrug die Abschussprämie für einen Wolf 10, für eine Wölfin 12 und einen Jungwolf vier Taler. Die Prämie stand dem Förster, der die Jagd angeordnet hatte oder sonst dem Schützen zu. Für tot aufgefundene Tiere gab es keine Prämie. Als Beweis mussten die abgeschnittenen Ohren des Wolfs dem Königlichen Forstmeister vorgelegt werden.«

Quelle: Polizei-Verordnung zur Verfolgung der Wölfe (vom 18. 11. 1814) der königlich-preußischen Bezirksregierung in Trier zitiert nach Heimatjahrbuch Kreis Daun

Ein Mann aus Schutz war auf dem Heimweg von Üdersdorf. Als er durch den Wald »Kippscheid« ging, sollen ihn ein Dutzend Wölfe verfolgt haben. In seiner Not will er die Wölfe mit kleinen Brotbrocken gefüttert haben. Sie seien um ihn herum gegangen und hätten ihm auf die Finger geschaut. Als es von Bleckhausen nach Schutz den Berg hinunter ging, hätten sie von ihm abgelassen.

Eine Frau aus Bleckhausen, die im Üdersdorfer Distrikt »Langscheid« Laub als Streu für den Stall sammelte und in ihrer Hotte nach Hause tragen wollte, entdeckte ein paar kleine Wölfe, legte sie in ihre Hotte und trug sie Richtung Bleckhausen, verfolgt von der Wölfin, die den Verlust der Jungen bemerkt hatte. Ein Bauer, der auf dem Feld arbeitete und das Kommen der Wölfin sah, habe die Frau auf die Gefahr aufmerksam gemacht. Die Frau habe die kleinen Wölfe schnell ausgeschüttet und die Wölfin die Kleinen wieder zurückgetragen. [2]

Könnte die letzte Geschichte noch zutreffen, ist der Wahrheitsgehalt der Erzählungen mit »Wolf und Ziege« oder der »Brotfütterung« ohne realen Hintergrund.


Der Werwolf

Ein Knecht sagte zum Bauern: „ich fürchte nichts, wenn ich das Kreuzzeichen mache.“
So geschah es einmal, dass der Knecht an einem Sonntag in den Wald musste um Holz zu holen. Als er aus dem Wald heraustrat, sah er einen Wolf auf sich zukommen.

Er machte ein Kreuzzeichen nach dem anderen, aber der Wolf kam näher da nahm der Knecht seine Axt und sagt: „wenn das Kreuzzeichen nicht helfen kann, dann hilft ganz sicher die Axt „, und er erschlug den Wolf. Erst danach erkannte er, dass es sein Bauer war, der sich eine Wolfshaut umgehängt hatte, um ihn zu erschrecken. [3]

[1] Quelle: https://www.heimatjahrbuch-vulkaneifel.de//VT/hjb2001/hjb2001.38.htm
[2] ebd.
[3] Nacherzählt nach Matthias Zender: Volksmärchen und Schränke aus Eifel und Ardennen Bonn 1984

Siehe auch: Wer hat Angst vorm bösen Wolf

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