Der Löwe von Reuland

„Wann starb ein Held , so herrlich und treu?
Drum ewig singen die Lieder
Am Rheinesstrom von dem stolzen Leu ,
Dem edeln Dietrich von Reuland.“
(Wilhelm Reuter)

Hoch über dem Ort Reuland in der Wallonie, nahe der deutschen Grenze steht die Burg Reuland. Sie ist eine der größten Burgruinen der Eifel. Nach einigen Zerstörungen wurde die Burg mehrfach wiederaufgebaut und erweitert. Der berühmteste Sohn der Adelsfamie war Dietrich von Reuland (um 1150–1189). Im Zuge der Kampfhandlungen um die Kreuzfahrerburg Akkon im heutigen Israel hat sich der Ritter aus der Eifel Heldenstatus erworben.

Der dritte Kreuzzug war die Militäraktion, die von der christlichen und muslimischen Seite mit dem höchsten Einsatz an Heeresstärke geführt wurde. Im regionalen Sagenschatz hat sich so manches historische Ereignis in Erinnerung gehalten.

Im Jahr 1187 kam es zur muslimischen Rückeroberung Jerusalems unter Sultan Saladin. Papst Gregor VIII. forderte die christlichen Herrscher dazu auf, im dritten Kreuzzug die Kontrolle über die heilige Stadt wieder zu erlangen. Der dritte Kreuzzug ist untrennbar verknüpft mit Namen wie Richard Löwenherz oder Kaiser Friedrich Barbarossa, der auf dem Weg ins Heilige Land in der Osttürkei im Fluss Saleph ertrunken ist. Legendäre Gestalten wie der englische Robin Hood werden ebenfalls mit dem Kreuzzug gegen die Truppen Saladins in Verbindung gebracht.

Auch Ritter aus unserer Eifelregion haben an dem insgesamt 200 Jahre dauernden Kampf über die Kontrolle des „Heiligen Landes“ teilgenommen. Der bekannteste unter ihnen war Theoderich, oder auch Dietrich mit dem Beinamen „der Löwe von Reuland“. Der mutige Ritter von der Our und aus dem Ort Reuland im deutschsrachigen Teil Ostbelgiens wurde zum Helden einer Schlacht um die strategisch bedeutsame Hafenstadt Akkon. Sein heldenhaftes Verhalten soll die christlichen Truppen motiviert haben, einen zahlenmäßig überlegenen Gegner in die Flucht zu schlagen.

Wilhelm Reuter, einer der Autoren, die die Tugenden des Ritters aus der Eifel besingen, beginnt seine Ballade über „Dietrich von Reuland“ mit den Versen:

„Vor Akkon lagen im Heiligen Land
Die christlichen Pilgerheere ,
Viel Ritter vom blühenden Rheinesstrand
Dort kämpften zu Gottes Ehre ,
Und unter diesen , der Löwe genannt ,
Der edle Dietrich von Reuland.“

In seiner Ballade wird Dietrich von Reuland von einer Seuche befallen , läßt sich aber trotz seiner schweren Erkrankung auf sein Ross heben, um gegen die muslimischen Angreifer zu kämpfen. Sein Verhalten motiviert seine Mitstreiter und versetzt die Gegner in Angst und Schrecken.

Und wie die Feinde den Löwen erschaun
Sie wähnen , daß Geister erstanden
Da faßt ihre Herzen unheimliches Graun ,
Und zaghaft den Rücken sie wandten .

Die Christen folgten mit neuem Vertraun
Dem schrecklichen Dietrich von Reuland .
Er tehrte ermattet und sterbend zur Streu ,
Es weinten die Waffenbrüder .

In den Sagensammlungen des 19. Jahrhunderts taucht die Sage vom sterbenden Ritter, der in Palästina heroisch seinen letzten Kampf auf dem Schlachtfeld führt, in mehreren Varianten auf.

Eine andere Version stammt von einem anonymen „Eifler Pfarrer“. Er erzählt: „Als 1139 die Kreuzfahrer anfingen die Stadt Akkon zu belagern, rückten eines Tages die Sarazenen vor, und warfen mit Ungestüm die Christen zurück. Bei diesen aber befand sich ein junger kriegsmann, namens Theoderisch. Ein Bruder des Herrn Kuno von Reuland. Er litt sehr an einem Blutflusse und war so matt, dass er sich selbst nicht mehr im Bette umdrehen konnte und man ihn mit leinenden Tüchern hin und her legen musste. Dieser hörte den Lärm und das Geschrei der Fliehenden und fragte, was das zu bedeuten habe? Nachdem er den Vorfall vernommen hatte, ließ er seine Waffen bringen, sich im Bette sitzen seine Rüstung anlegen, mit dem Schwerte, um Gürtel, auf sein Pferd heben und die Lanze überreichen.

Das Blut floss über den Sattel. Jetzt tritt er hinaus, und sprach:“Gott stehe mir bei und du, heiliges Grab“ er stürzte mit einer unglaublichen Heftigkeit auf die Sarazenen, ritt bei ihnen vorüber, kreisete herum, hieb in sie ein und trieb sie vor sich hin, so, dass die Christen durch ihn allein ermutigt und gestärkt, die Feinde von ihrem Lager zurückwarfen. Nach dieser Heldentat legte er sich wieder in sein Krankenbett und starb drei Tage darauf.“

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