Teuflisch verliebt

Das Teufelsloch von Altenahr

Das Teufelsloch bei Altenahr Foto: Frank Brehm

Oberhalb der Ortschaft Altenahr im Ahrtal , das von hohen Schieferformationen umgeben ist, zeigt sich ein sonderbares geologisches Phänomen. Mitten im Fels sieht man ein fast kreisrundes Loch, das auch gut aus der Ebene des Dorfes Kreuzberg oder Altenburg zu erkennen ist. Im Volksmund nennt man es das Teufelsloch, und wie man sich denken kann, ranken sich um diese Auffälligkeit im Schiefergestein gleich einige Sagen. Aber zuerst einmal zu den Fakten. „Das heutige Teufelsloch ist jedoch anthropogen entstanden und ein Replikat der ursprünglichen Felsformation, welche in den 1930er Jahren im Zuge eines Erdbebens zerstört wurde. Jedoch galt das Teufelsloch damals wie heute als eines der bekanntesten Naturphänomene der gesamten Verbandsgemeinde, so dass man sich entschloss, ein neues Loch in einen angrenzenden Felsen zu sprengen.“ schreibt  Patrick Drexler von der Universität Koblenz-Landau [1], und spricht von einer „merkwürdigen Felsformation“.

Das Interessante ist, dass die geologische Merkwürdigkeit schon in den 30er Jahren als enorm wichtig für das Image des bekannten Fremdenverkehrsortes angesehen wurde. Ein neues Loch musste her, um den „Sagengrund“ weiter vorzeigen zu können.

Und nun zu den Sagen um das heimliche Wahrzeichen Altenahrs.

Die eine erzählt, dass sich hier die Großmutter des Teufels gesonnt habe und ihr nicht so sonniger Enkel habe sie dafür mit einem Knüppel durch die Felswand geschlagen. Eine andere Version der Sage berichtet von einem Einsiedler, der den Teufel mit einer Monstranz durch den Fels in die Flucht geschlagen hat. Eine dritte Version wird zitiert von Johann Gottfried Kinkel, der sich auf eine Ballade eines gewissen Banse aus Bielefeld bezieht.

So wie Kinkel [2] will auch ich das Gedicht des Letzteren vollständig zitieren.

Die Sage vom Teufelsloch

Als einst der Teufel nach Altenahr
auf seinen Fahrten gekommen war,
da sah er auch das Schlosses Zinnen
ein schönes Mädchen wandelnd sinnen.


Der Teufel sieht nach Weibern gern;
drum blieb er steh’n um sich von fern
die schöne Jungfrau zu beschauen;
Doch wollt er kaum den Augen trauen,
als sie das Antlitz zu ihm wandte
und ihren Liebreiz er erkannte.
So schlanken Wuchs, so wallend das Haar
und solch ein blaues Augenpaar
und solche Lippen lieb und traut
hat selbst der Teufel nie geschaut.
Er war wie an dem Platz gebannt
und schaut und schaute unverwandt
nach diesem wunderschönen Bild,
bis heiße Lieb‘ ihn ganz erfüllt.
Das Magdlein dacht’e‘ er zu erringen;
sie aber war so fromm und klug,
er merkt es gleich, mit Lug und Trug
und List und allen Teufelsschlingen
Wird’s ihm wohl nimmermehr gelingen.
Er seufzte mächtig tief und hohl
er lief umher als wäre er toll,
er schlug sich oftmals vor den Kopf,
riss manches Haar aus seinem Shopf;
doch sprang kein Anschlag aus dem Haupt
mit dem er sie zu fangen glaubt.
Und auch am allerkleinsten Haar
kein Plänchen hängen geblieben war,
bis endlich es war schon Abend spat,
er wurde völlig desparat.
Er denkt der Zeit, wo er vereint
mit Gott, ihm fast zu gleichen scheint,
er denkt an seine jetzige Plage
und wünscht zurück die schönen Tage:
denn wenn ich jetzt ein Engel wär’e‘
so würde sie mich lieben sehr!
Kaum hat er dieses Wort gesagt,
als es auf einmal in ihm tagt:
Er will doch büßen und kastei’n
sich von den Sünden machen rein
schon war ganz voll Engelsinn
nicht lange drauf, da sah man ihn
vor einer kleinen Hütte gehen
ganz wie ein Klausner anzusehen;
mit langem Bart und braunem Gewand
das er mit einem Strick umband,
die Augen auf die Erde gewandt
ging er mit langsam gemessenen Schritt
als schleppt er tausend Gedanken mit,
und stand zuweilen plötzlich still
und legte den Finger an die Nase
als ob der Geist ihm was einblase
das ihn zum Heile führen will.
So trieb er es eine kurze Zeit,
da hört auf einmal er nicht weit
vom Hüttchen einer Stimme Klang,
die ihm gar süß zu Ohren drang.
Er eilte sich ihr nachzugehen
und sah ein Mägdlein vor sich stehen.
Der Mond bricht durch die Wolke durch
die ihn bisher verborgen hält
sein heller Schimmer – ach er fällt
aufs holde Fräulein von der Burg.
Wie die ihn sieht spricht sie sogleich:

Ehrwürdiger Vater erbarmet euch
ich irre lange schon umher
und Müdigkeit ergreift mich sehr;
lasst diese Nacht mich hier verweilen
und eure Hütte mit euch teilen.
Sie sprach es unter Tränen aus,
der Klausner leitet sie in sein Haus,
und weil sie beinahe hingesunken,
nimmt er sie auf in seinen Arm
die süße Last, und freudentrunken
küsst er sie auf die Lippen warm
und trägt sie auf sein Lager hin.
Entflohen ist aus ihm sein Sinn,
dass er ein Klausner wollte sein
und waschen sich von Sünden rein;
schon wieder schwillt in seiner Brust
die alte heiße Höllenlust.
Dran war wohl auch das Fräulein schuld!
Sie war so reizend, so voll Huld,
sie duldet seine wilden Küsse
ja, sie erwidert sie mit Glut,
und immer heißer wallt sein Blut
und heftiger umfängt er die Süße.
Da fahren zwei Hörner ihm in die Wangen
es fährt eine Nase ihm in den Mund
statt weicher Arme zwei dürre Stangen
umschlingen ihn, reiben den Leib ihm wund;
wie Schlangen schießt auf seine Glieder
vom Leibe der Schönen das borstige Haar.
Die er umfangen, jetzt kennt er sie wieder,
er sieht, dass es seine Großmutter war!
Die kluge Alte hatte gesehen,
dass Liebe ihm wollte den Kopf verdrehen,
und um zu retten das höllische Reich,
ersann sie ein Mittelchen zugleich.
Ich muss euch sagen es ist geglückt;
der Teufel sprang, als wäre er verrückt,
aus den Armen seiner Großmama
und fluchte wie ein Dutzend Höllen.
Die alte aber lag lachend da
und spottete noch das armen Gesellen.
Dem aber wurde das Ding zu kraus,
er nahm die Alte zum Bett heraus
und schmiss sie gegen die Hüttenwand,
die an den Felsen gelehnet stand.
Durch Hütte und durch Felsen hindurch
den Fluss hinüber fast bis zur Burg.
Und ist im Flug drauf weggeeilt –
von seiner Liebe war er geheilt.
Im Felsen ist aber ein großes Loch,
wenn ihr hinauf schaut seht ihr es noch,
und wollt ihr nach dem Namen fragen:
der Teufel schuf’s! Wird man euch sagen.

Bild: Pixabay Lizenz

[1] Patrick Drexler: Teufelsloch von Altenahr https://www.kuladig.de abgerufen am 05.04.2023
[2]Gottfried Kinkel: Die Ahr. Landschaft, Geschichte und Volksleben, Bonn 1858 https://www.dilibri.de/content/pageview/58901

Fahr doch mal hin!

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