Ostereierfärbemittelvielfalt

Ostereierfärbemittelvielfalt – Es gibt mindestens soviele Möglichkeiten ein Osterei zu färben wie dieses Kunstwort Buchstaben hat.

Früher hatten wir wochenlang Zwiebelschalen gesammelt, die mit Kaffeesatz aufgekocht wurden. Der Sud gab weißen Eiern während einer gewissen Liegezeit eine schöne braune Farbe. Wir hatten eigene Hühner, die, Zufall, ausschließlich weiße Eier legten. Etwas später kam eine Henne dazu, die legte grüne Eier. Für die Farbe Rot gab es den Sud von eingekochter Rote Beete und für Gelb das Gewürz Kurkuma. Rotkohl verhalf zu blauen Eiern, aber dazu musste man ihn gründlich kochen. Für den individuellen Touch gab es den Farbmalkasten unserer Kinder.

Heute, ohne eigene Hühner, dafür aber mit Enkeln, färben wir mit ihnen Ostereier um sie zu beschäftigen, wenn sie bei uns sind, und das ist oft. Den Aufwand wie früher will man nicht treiben, und meine Frau schickt mich, Ostereierfarbe zu kaufen.

Aber das ist für einen Ostereierfärbetraditionalisten gar nicht so einfach. Nimmt man jetzt ein Eierfarben Duett? Brauche ich für einen Osterkorb mit fünf Farben jetzt drei Duetts? Welche Buntheit verspricht mir ein ganzes Eierfarbenset? Was ist jetzt die bessere Wahl, Färbetabletten zum Heißfärben oder Färbetabletten zum Kaltfärben? Oder soll ich mich für die bunten Glanzmaler entscheiden? Was wäre, wenn ich die Eier einfach weiß lasse und Ostereiertatoos kaufe? Welche zum Draufkleben oder doch besser solche zum Abziehen? Glitzertatoos oder Hasentatoos? Kükentatoos? Blümchentatoos? Eher solche im Poesiealbumstil, oder lieber doch retro, vielleicht doch besser modern, oder im kitschigen Comicstil? Das kommt bei Kindern vielleicht besser an.

Also, das geht mir jetzt doch zu weit und Kleben ist ja schließlich etwas anderes als Färben. Aber noch sind nicht alle Fragen nach dem geeigneten Ostereierfärbemittel beantwortet. Entscheide ich mich jetzt für matt oder glänzend, für Kristalleffekt oder kraftvoll? Einmal mehr stelle ich fest, dass wählen sich auf quälen reimt. Zu viel Vielfalt und Individualismus für ein paar blöde Eier geht mir doch etwas zu weit.

Ich war kurz davor den Weg zurück in die Gemüseabteilung, an den Gewürzständer anzutreten und zur Metzgereiabteilung, weil mir eingefallen ist, dass wir früher den besten Glanzeffekt mit etwas fettem Speck erzielt haben. Am Ende greife ich dann doch zur Tablettenlösung für die heiße Färbung von Ostereiern mit fünf verschiedenen Ostereifarben. Der Gedanke ans Rotkohlputzen und Rote Beete abkochen und meine für die nächsten Tage rot und blau gefärbten Finger erleichtert die Entscheidung und auch die Aussicht auf die dämliche Frage: „Was hast du denn gemacht?“

„Wieso warst du so lange weg?“ werde ich gefragt, als ich zurückkomme? „Meine Antwort:“ Weißt du doch. Ich habe Färbetabletten für die Heißfärbung von Ostereiern gekauft.“ – „Die brauchen wir nicht mehr. Ich habe noch Ostereierfarbe vom letzten Jahr gefunden und wir haben die Eier schon gefärbt. Macht aber nichts, dann haben wir ja was für das nächste Jahr!“ Meine Suche nach geeigneten Ostereierfarben war also umsonst, aber Ostern kommt ja auch alle Jahre wieder. Man muss sich aber merken, wohin man die Färbetabletten wegräumt.

Gut, dass ich keinen Rotkohl und keine Rote Beete gekauft habe.

Übrigens: Zum Osterbrauchtum gehört das Osterei. Hinter diesem Brauch steht wie so oft ein ganz praktischer Grund: Nach dem Fastengebot der katholischen Kirche durften zwischen Aschermittwoch und Ostern weder Fleisch noch Eier gegessen werden. In den sechs Wochen Fastenzeit beginnen aber dummerweise die Hühner wieder zu legen. Also musste man die Eier haltbar machen und kochte sie ab.
Um ältere Eier von jüngeren zu unterscheiden, färbte man sie unterschiedlich. Die Farben der Ostereier waren also die Vorläufer moderner Verfallsdaten.

© Marzellus BoosMellonia-Verlagzum Newsletter anmeldenBücher über die Eifel*

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