Die Geschichte von der Bunten Kuh

Felsformation Bunte Kuh Foto: Uwe Rohweder

Der malerische Rotweinwanderweg entlang der Ahr, der mitten durch die Weinbergsterrassen führt, bietet fantastische Ausblicke über die wunderschöne Landschaft und interessante Einblicke in den Weinbau. In der Nähe von Walporzheim findet sich eine bizarre Felsformation: ein Schieferfelsen, der wie der Kopf einer Kuh hinunter ins Tal schaut. Natürlich hat diese markante Laune der Natur die Fantasie der Menschen beflügelt. So gibt es auch gleich mehrere Geschichten über das Naturdenkmal „Bunte Kuh“, die sich vor allem um den seltsamen Namen drehen. Eine geologische Erklärung, wie es zu diesem seltsamen Phänomen kommen konnte, ist mir nicht bekannt.

Eine Sage führt uns zurück in die Zeit der Raubritter. Sie erzählt das hier einst ein Ritter lagerte, der nur noch vom Straßenraub lebte. Er war aber christlich erzogen und verharrte immer dann im Gebet, wenn er eine Kirchenglocke läuten hörte. An diesem Tag zogen die Händler, die er mit seinen Leuten überfallen wollte, bereits die Straße herauf, als mit einmal der Klang eines Glöckchens zu vernehmen war. Die Räuber knieten zum Gebet nieder, und so konnten die Händler unbehelligt vorbeiziehen. Kaum waren sie fort, kam jedoch eine buntgescheckte Kuh aus dem Gebüsch, die eine Glocke um den Hals trug. Voller Wut packte der Ritter sie bei den Hörnern und stieß sie in den Abgrund. Seitdem wird der Fels „Bunte Kuh“ genannt.

Das Austragen von Fehden war stets Teil der ritterlichen Lebensweise gewesen und wurde der freien, waffenberechtigten Bevölkerung in großen Teilen des mittelalterlichen Europas sogar lange Zeit rechtlich zugesichert.- Seit Barbarossa wurde dieses Recht eingeschränkt durch den so genannten „Gottesfrieden“. Danach durften Angehörige des Niederen Adels (Ritter) nur von montags bis mittwochs räuberische Aktionen durchführen. Erst seit dem Landfrieden von 1495 waren Fehden ganz verboten. Meistens waren die Bauern die Leidtragenden, denn die Ausplünderung oder Brandschatzung der Hintersassen des Fehdegegners war üblich, um sich für Forderungen schadlos zu halten oder den Gegner durch Schädigung seiner ökonomischen Grundlagen zu strafen. [1] Den den derben Ausdruck vom „Geld scheißen“ geht übrigens auf die Raubritter zurück. Sie rissen den Kaufleuten die Hosen herunter und schlugen ihnen mit den flachen Klingen auf den Hintern – eine Aufforderung nun endlich mit dem „Geldscheißen“ zu beginnen. [2]

Eine andere Erklärung für den markanten Schieferfelsen ist die, dass französische Soldaten den guten Wein an der Ahr mit dem Satz „C’est bon de gout“ gelobt haben. Also: Diesen Wein kann man mit Genuss trinken. Die Walporzheimer Winzer haben daraus die Worte „Bunte Kuh“ gehört und den Felsen danach benannt.

Eine dritte Sage zur Herkunft des sonderbaren Namens vermutet eine Wette zweier Wanderer als Grund.

Die bunte Kuh

Seht dort, wo sich das Ahrthal engt,
Beim Dorfe Walporzheim,
Ein Felsen jäh herüberhängt
Am Wege zu dem Thal.

Dort, wo ben Felsenpfad entlang
Das Ahrgewässer rollt,
Mir einst der Sage Laut erklang
Vom Felsen, der dort ragt:

Zwei Wand’rer blieben vor ihm steh’n,
Und staunten ob der Höh‘:
„Wie möchte sich’s in’s Thal dort seh’n
Vom jäben Felsenrand!“

Und schien das Unternehmen kühn,
Zu klettern auf den Rand,
Sie dennoch immer heißer glüh’n,
Zu folgen ihrem Muth.

Der Eine setzte seine Kuh
Als Preis des Wagstücks aus,
Der Andre sprach sein „Topp“ dazu,
Und wagte frisch die Tat.

Und rasch mit flinkem Gemseschritt
Die Felswand er besteigt,
Und zu dem zack’gen Theil er tritt,
Der gleicht dem Hals der Kuh.

Und wie ein Reiter sitzt er da,
Und schaut in’s Tal hinab,
Der Andre staunend aufwärts sah,
Und traute kaum dem Blick.

Und froh stieg er vom Felsenrand,
Wo er die Kuh gewann,
Der Andre staunend noch da stand,
Und dacht an seine Kuh .

Die Kuh, die er ihm gab, war bunt,
D’rum heißt davon der Fels,
Wie’s kündete der Sage Mund,
Auch noch die bunte Kuh .

Maxim. Jos. Krupp [3]

[1] Quelle: Wikipedia https://de.wikipedia.org/wiki/Raubritter
[2] Philip Cassier, „Als Raubritter noch zum Geldscheißen aufforderten“ in Welt Veröffentlicht am 11.10.2011 *
[3] Johann Baptist Wendelin HEYDINGER: Die Eiffel. Geschichte, Sage, Landschaft und Volksleben im Spiegel deutscher Dichtung Koblenz 1853 Digitalisat im Internet


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