April, April

Aprilscherze aus der Eifel und anderen Teilen der Welt

Es gibt viele Theorien zu der Frage, wer den Aprilscherz erfunden hat. Heute, am Tag danach, beschäftigt mich die Frage, warum wir gestern versucht haben, uns gegenseitig in den April zu schicken.

Der Tag hat mit einer voraussagbaren Schwemme von Fakenews in den Sozialen Medien begonnen. Bauer Willi hatte einige neue Wildbienenarten gesichtet, wie die Apis tritica, die Gemeine Weizenbiene. Auf dem Hahnplatz in Prüm wurde ein Wolf gesichtet, nachdem er Tage zuvor durch den Riss eines Mufflons in der Schönecker Schweiz in der Lokalpresse für Schlagzeilen gesorgt hat. In Winterspelt in der Westeifel sollten nach dem Windhundprinzip 20 49-Euro-Tickets verschenkt werden. Auch ein ansonsten seriöses Wissensmagazin, das zu meiner Morgenlektüre gehört, berichtete von einem neu entdeckten und „Primus aprilus“ getauften Bakterium, das die Halbleitertechnologie weltweit bedroht und so eine Art Corona-Epidemie für Smartphones und Computer auslösen könnte.

Woher kommt er eigentlich, dieser merkwürdige Brauch, sich gegenseitig zum Narren zu halten? Ist es das berüchtigte Wetter, das einen gutgelaunt zu einem Spaziergang einlädt, von dem man völlig durchnässt nach Hause kommt, weil man nicht vorsichtshalber einen Regenschirm mitgenommen hat? April, April! Oder hat der Tag seinen Ursprung darin, dass sich der Legende nach Judas Ischariot an diesem Tag erhängt hat, nachdem er Christus für eine Handvoll Silberlinge an die Römer ausgeliefert hat?

Am wahrscheinlichsten erscheint mir die Hypothese, dass der französische König Karl IX. 1564  mit einer umfangreichen Kalenderreform den offiziellen Jahresanfang auf den 1. Januar verlegt hat. In einigen Regionen Frankreichs feierten die Menschen den Neujahrstag aber – zum Teil aus Unwissenheit – weiter Ende März. Sie sollen als „Aprilnarren“ verspottet worden sein. Unterstützung findet diese Hypothese jedenfalls durch eine Bemerkung der Gebrüder Grimm, die da schrieben:

„der brauch, unserm alterthum unbekannt, scheint uns erst in den letzten jhh. aus Frankreich her zugeführt,
ist aber auch dort seinem ursprung nach unaufgeklärt.“

Auch wenn man den beiden Märchenerzählern nicht immer glauben sollte: Immerhin waren sie im Hauptberuf ja ernsthafte Sprachforscher.

Und ich schätze mal, es ist unsere heimliche Lust am Späße machen und Streiche spielen, die an diesem Tag ihren offiziellen Feiertag hat.

Seitdem können angeblich Nashörner Sitze im Stadtrat gewinnen, Schausteller sich in eine Weinflasche zwängen, Fernseher auch Gerüche übertragen, Pinguine zum Überwintern in den Amazonas Regenwald fliegen, und Bitburger Pils ist jetzt sogar als Brausewürfel in konzentrierter Form zu erwerben. Der Tag gehört den skurrilsten „Hoaxes“, die kaum von Putins Internettrollen getoppt werden können. Am Welttag des Aprilscherzes werden sogar Politikerversprechen wahr.

Am ersten April schickt man die Narren wohin man will.

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Was gab es gestern für Aprilscherze in Ihrem Umfeld? Über entsprechende Kommentare zu diesem Thema würde ich mich sehr freuen.

Zum Schluss noch ein Klassiker. Spaghettiernte in Italien. Der erste Aprilscherz im Fernsehen. Es darf gelacht werden: Video wird gestreamt – das Laden kann einen Moment dauern.

© Marzellus BoosMellonia-Verlagzum Newsletter anmeldenBücher über die Eifel*

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Zum den Titelbildern:
1. Portalseite: Judas (links) mit dem Geldsäckchen in der Hand – Detail aus dem Wandgemälde Das Abendmahl von Leonardo da Vinci
2. Bees Learn to Drive Very Small Cars. [April Fools‘ Day 2019] Gemeinfrei; US Innenministerium

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