Neuzeit – Notzeit

Mit dem Begriff Neuzeit wird die sich an das Mittelalter anschließende Epoche ab 1450 bezeichnet. Jüngere Neuzeit ist die Zeit von 1650 bis 1789. In dieser Epoche war die Eifel mit Krieg überzogen.

Die großen Umwälzungen, die das Zeitalter der Entdeckungen und die Reformation mit sich brachten, haben auch die Eifel betroffen. Der grausame dreißigjährige Staatenkonflikt auf deutschem Boden (1618-48) über konfessionelle Gegensätze und um Machterweiterung der Reichsstände mündete in ganz Deutschland in einer sozialen und wirtschaftlichen Katastrophe. Die Bevölkerungsverluste betrugen etwa 40% auf dem Land, etwa 33% in den Städten, in den am ärgsten betroffenen Gebieten (z.B. Brandenburg, Pommern, Oberdeutschland) bis zu 80%. Erst nach 100 Jahren wurde der Bevölkerungsstand von 1620 (16 Mio.) wieder erreicht. Zwar sind keine großen Schlachten im Eifelraum geschlagen worden, aber die blutigen Auseinandersetzungen der Reformationskämpfe haben auch der Eifel schwere Not gebracht.

Die Radierungen von Jaques Callot (1633) zeigen den Überfall und die Plünderung eines Dorfes. Man kann den französischen Maler als einen frühen Kriegsberichterstatter sehen. In seinem Werk „Schrecken und Jammer des Krieges“ zeigt er den Umgang mit der Zivilbevölkerung und die Bestrafung der Täter. Seine in die Kupferstiche eingravierten Texte beschreiben nachvollziehbar das Elend und die Schrecken des Krieges und sind aktuell bis heute. Einige Radierungen aus dem Werk mit dem Orinaltitel „Les Miseres Et Les Mal-Heurs De La Guerre“ habe ich in der nachstehenden Diaschau zusammengestellt.

Der dreißigjährige Krieg ruiniert die Eifel

Hut dich Baur, ich komm, 
Ich breng dir nix, ich nomm, 
Schlag dir Kuh und Kälber tod, 
Und frag dich nit warom.
Marschlied Kurtrierischer Truppen [1]

Im Streit der beiden weltlichen Großterritorien der Eifel, Luxemburg und Jülich mit den Kurfürstentümern Köln und Trier bildeten sich Bündnisse. Während die weltlichen Territorien sich mit dem Kaiser und Spanien verbündeten, riefen Kurköln und Kurtrier die Niederlande und Frankreich auf den Plan. Alle Mächte benutzen die Eifel als Stationierungsraum für ihre Truppen. Plündernde Kriegshorden, die auch die Eifel durchzogen, brachten großes Leid über die Eifelbevölkerung. Besetzungen und Einquartierungen von Truppenteilen in- und ausländischer Söldnerheere in der Eifel waren mit Brandschatzung, Plünderung und Zerstörung verbunden. Im Dreißigjährigen Krieg gehörte das Herzogtum Luxemburg zum Königreich Spanien. Damit war fast der gesamte Kreis Bitburg und große Teile der Kreise Wittlich, Prüm, St.Vith und Schleiden spanisches Hoheitsgebiet, das als militärischer Stützpunkt für große Söldnerheere genutzt wurde. Diese Heere lebten vom Krieg und pressten mit brutaler Gewalt und Rücksichtslosigkeit aus der Bevölkerung heraus, was sie kriegen konnten. Konfiskation, Einquartierung, Verwüstung, Plünderung, Mord, Hunger und Seuchen stürzten die Eifelbevölkerung in Not und Elend.

Welche existenzvernichtenden Opfer die von Einquartierung betroffenen Dörfer zu leisten hatten, ist von der Gerolsteiner Herrschaft Kronenburg überliefert. Im Winter 1631 wurden hier wie in den benachbarten Herrschaften Wildenburg und Schmidtheim kaiserliche Truppen einquartiert. Die Bewohner dieser Ortschaften mußten trotz bitterster Armut täglich für jeden Soldaten 2 Pfund Brot, ein Pfund Fleisch und eineinhalb Liter Bier zur Verfügung stellen. Überall in der Eifel führte der Krieg mit seinen Schrecken zum völligen Ruin . In den 12 Orten der Herrschaft Kronenburg ging die Bevölkerung bis zum Ende des Krieges um die Hälfte zurück. Vom benachbarten Stadtkyll wird berichtet, daß es nur noch drei Häuser gab.

Die Raubkriege Ludwig XIV bringen weitere Not und Elend

Ludwig XIV. im Krönungsornat,
Porträt von Hyacinthe
Rigaud (1701; Musée du Louvre)


Nach Beendigung des dreißigjährigen Krieges begann Frankreich im Zuge sogenannter „Reunionen“ große Teile der Eifel an sich zu reißen und systematisch durch hohe Abgaben und Zwangsmaßnahmen auszupressen. Bis zum Beginn des Pfälzischen Krieges 1688-1697 hatte Frankreich ein Viertel der Eifel unter seine Herrschaft gebracht.Der Jülicher Krieg im Norden und Westen des Eifelraums, und die Raubkriege Ludwig XIV führten dazu, daß die Städte St. Vith, Stablo, Malmedy, Ahrweiler, Bitburg, Gerolstein, Hillesheim, Kaisersesch und Mayen zerstört wurden. Im Zuge der kriegerischen Auseinandersetzungen wurden zahlreiche Burgen, Städte und Dörfer der Eifel vernichtet. Die Burgen und Schlösser in Münstereifel, Gerolstein, Monschau, Prüm, Wittlich, Nürburg und Altenahr wurden von französischen Truppen völlig verwüstet. Als der französische König erkannte, daß er seine Gebietsansprüche nicht durchsetzen konnte gab er seinen Generalen Befehl, zwischen dem Rhein und der Grenze Frankreichs ein breites Band verbrannter Erde zu legen und die beherrschten Gebiete systematisch zu zerstören.

Pestzeiten

Pestkreuz in Trittenheim,Mosel
Bild: CTHOE, Wikicommons

Neben den Kriegen waren es Seuchen und Hungersnöte, die die Eifelbevölkerung schrecklich heimsuchten. Die Pest gehörte im Mittelalter zu den gefürchtetsten Krankheiten Man kannte die Ursache dieser Krankheit nicht, und darum war die Bekämpfung fast erfolglos, In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts wütete die Pest in West-, Nord- und Ahreifel und löschte ganze Dörfer aus. Zahlreiche Wegekreuze in der Eifel erinnern noch an diese Zeit des massenhaften Elends.

Die Eifelbevölkerung litt zusätzlich unter Räuberbanden, die plündernd, raubend und mordend das Land durchstreiften und unter Hungersnöten infolge von Missernten durch ungünstige Witterung. Der volkstümliche Aberglauben und die Notzeiten bereiteten eine ideale Stimmung, dahinter Teufels- und Hexenwerk zu vermuten.

Pestkreuze in der Eifel und an der Mosel erinnern auch heute noch an diese schreckliche Epoche in der Regionalgeschichte.


Wer mehr über den Dreißigjährigen Krieg und die „erste europäische Tragödie“ aus historischer Sicht wissen will, dem empfehle ich das Das Themenheft des Bundezentrale für politische Bildung, das zum 400 ten Jahrestags des Ausbruchs des 30-jährigen Kriegs herausgegeben wurde.

[1] Erich Mertes, Kolverath Die Schweden nicht im Kreis Daun -Widerlegung einer Legende vom 30jährigen Krieg in https://www.heimatjahrbuch-vulkaneifel.de/

© Marzellus BoosMellonia-Verlagzum Newsletter anmeldenBücher über die Eifel*

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