Drachenzähne und Siegfriedlinie

Der Westwall in der Eifel

Bunker und Höckerlinien erinnern in der Eifel noch heute an die Zeit des Nationalsozialismus und den zweiten Weltkrieg, der vor allem in der Westeifel zahlreiche Narben hinterlassen hat. Zwischen Straßburg und Arnheim ließ Hitler im Jahr 1938 „das gigantischste Befestigungswerk aller Zeiten“ bauen. In einem knappen Jahr wurden über 14000 Bunker, Stollen und die sogenannte Höckerlinie gebaut. Mit dem Westwallbau dokumentierten die Nationalsozialisten eine Politik der Kriegsvorbereitung. Zusammen mit den Autobahnprojekten war der Bau der Verteidigungslinie innenpolitisch ein riesiges staatliches Beschäftigungsprogramm.

Ab Karfreitag 07.04.2023 hat
das Westwallmuseum wieder
an Sonn- und Feiertagen von
14:00 - 17:00 Uhr geöffnet.

Der Mythos vom Autobahnbau und Westwall als gigantische Arbeitsbeschaffungsmaßnahme hält sich hartnäckig, ist aber längst widerlegt. Der Bau der Befestigungsanlagen verbrauchte Unmengen an Ressourcen. 17,3 Millionen Tonnen Beton und 5 % der Jahresstahlproduktion (1,2 Millionen Tonnen) wurden am Westwall verbaut und 120.000 Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche ging verloren. In einer Zeit der zivilen Mangelwirtschaft und Wohnungsnot – es fehlten in Deutschland damals 1,5 Millionen Wohnungen – waren Baufachleute mit dem Bau der Befestigungsanlagen gebunden und zivile Bauprojekte mussten zurückstehen. Die gewaltige Befestigungsanlage kostete knapp 3,5 Mrd. Reichsmark. Um den Aufwand zu verdeutlichen hält ein Wikipedia-Artikel die zivilen Staatsaugaben von 6,2 Mrd. RM (1933) dagegen.

Seine Funktion als Verteidigungsanlage hat der Westwall aber nie erfüllt. Dennoch hatten die heranrückenden alliierten Truppen hohen Respekt vor dem Verteidigungsbollwerk. Sie bombardierten das Hinterland, um dem Verteidigungsring den Nachschub abzuschneiden. Für viele Dörfer und Städte der Eifel, vor allem entlang der Bahnstrecken und Hauptstraßen hatte das verheerende Folgen.

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Der Westwall war Objekt des Propagandakriegs. In einem parodistischen Soldatenlied der alliierten Truppen sang man die Verse „Wir hängen unsere Wäsche an der Siegfriedlinie raus„. Hitler und seine Parteiprominenz ließen es sich nicht nehmen, die Bauarbeiten des gigantischen „Schutzwalls“ zu inspizieren. Nach Beendigung der Kampfhandlungen in der Nordeifel zeigte sich auch Winston Churchill zusammen mit alliierten Generälen um den Sieg gegen die Wehrmacht zu dokumentieren.

Die Bunkerruinen, die noch in der Westeifler Landschaft anzutreffen sind, sind größtenteils nach dem Krieg von den Alliierten gesprengt worden. Eine Katastrophe ereignete sich im Zusammenhang mit der Bunkersprengung am 15. Juli 1949. Zur Zerstörung der Westwallanlagen hatten die Amerikaner 600 Tonnen Sprengstoff in einem Bunker am Kalvarienberg bei Prüm gelagert. Bei einer verheerenden Explosion, deren Ursachen nie geklärt wurden, wurde fast die gesamte Ortschaft Prüm zerstört. Zahlreiche Menschen wurden verletzt und getötet. Der Explosionskrater, der noch heute an die Katastrophe erinnert, ist 190 Meter lang, 90 Meter breit und 26 Meter tief.

Die Panzersperren wurden nach dem Krieg entweder beseitigt oder möglichst eng bepflanzt. Ironie der Geschichte: im Krieg zu nichts nütze, wurden große Teile der Höckerlinie in den 80er Jahren unter Naturschutz gestellt, weil sie Rückzugsgebiet für bedrohte Tiere und Pflanzen geworden ist. Die Geschichte des Westwalls ist ausgezeichnet dokumentiert im Westwallmuseum in Irrel. Der Träger der Einrichtung, die stilecht in einem ehemaligen Westwallbunker untergeracht ist, ist die Freiwillige Feuerwehr Irrel.

Linktipp: Westwallmuseum

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