Schilda ist überall

Eulenspiegel in Dahnen

Der Ort Dahnen ist über die Region hinaus bekannt geworden als „Schilda der Eifel“. Die Schildbürgerstreiche der Einwohner heißen die Dahner Sprünge. Die lustigen Geschichten, die der ehemalige Dahner Pfarrer Gerd Hagedorn gesammelt hat, sind nicht nur umfangreicher, sondern im allgemeinen auch geistreicher und hintersinniger als die bekannteren Schildbürgerstreiche. Schilda und seine Bürger sind nur eine literarische Fiktion, während sich viele Dahner Sprünge noch heute an konkreten Orten in und um Dahnen festmachen lassen. Die Dahner tragen ihren Ruf mit Humor und heiterer Gelassenheit.

„In den Dahner Sprüngen kämpfen die Bewohner von Dahnen gegen die Tücken des Objektes und gegen  sich selbst, gegen hinterweltlerische Beschränktheit und superschlaue Besserwisserei. Dabei  verlieren sie meistens, entdecken aber auch den Wert der Solidarität einer Dorfgemeinschaft.“ schreibt der Geschichtensammler Gerd Hagedorn.

Screenshot Der reale Irrsinn

Wir haben heutzutage wenig Grund, uns über die Einfalt und Gutgläubigkeit der Figuren in den volkstümlichen Geschichten zu erheben. In unserer Gegenwart wimmelt es nur so von Schildbürgern. Man braucht nur an Christian Ehrings Satirekolumne „Der reale Irrsinn“ zu denken. Schon seit 12 Jahren präsentiert der NDR-Moderator Woche für Woche skurrile, reale Vorfälle und Ereignisse in Deutschland, die belegen, dass Schilda überall ist. Die meisten seiner Geschichten drehen sich rund um staatliche Baumaßnahmen oder Behördenpossen.

Dankenswerterweise hat das NDR eine interaktive Karte der real passierten Schildbürgerstreiche ins Internet gestellt. Die Hotspots des realen Irrsinns liegen jedenfalls nicht in der Eifel.


Eulenspiegel in Dahnen

Eulenspiegel war nach Dahnen gekommen. Er gab sich als Händler aus und versprach alle Dahnener glücklich zu machen.

Darob hoch erfreut , räumten ihm die Dahnener eine prächtige Wohnung ein . Da sie gutes Gemeindeland hatten , sagte Eulenspiegel : „ Ich will’s für euch bestellen, und dann teile ich alles mit euch zum Halben extra durch die Mitte . “ Die Gemeinderäte fanden das sehr ehrlich und willigten ein.

Buchtitel einer der ersten Auflagen (1515)

Eulenspiegel pflanzte nun Korn , und als dieses reif war , sagte er zu den Gemeinderäten: „ Nun kommt , jetzt wollen durch die Mitte teilen, wie es verabredet war. Ich kriege dann den obern , ihr den untern Teil.“ Die Gemeinderäte glaubten, Eulenspiegel meine den unteren Teils des Feldes, auf dem das Korn genauso gut gewachsen war wie auf dem oberen, und sie waren damit einverstanden. Eulenspiegel aber schnitt nun die Halme in der Mitte durch , nahm den oberen Teil, die Ähren und übergab den Gemeinderäten wie verabredet den unteren Teil, das Stroh.

Murrend zogen sie ab und sagten: „Du kriegst uns aber das nächste Mal nicht mehr dran. Im kommenden Jahr wollen wir den obere Teil und du bekommst den unteren.“ – “ Zugesagt und fest beschlossen ! “ rief Eulenspiegel . Er pflanzte nun Kartoffeln in’s Feld , und gab den Räten das Kartoffelstroh und behielt die Knollen.

Die Dahner sahen sich wiederum betrogen und sannen auf Rache. „ Du glaubst nur, dass du alles besser machen kannst als wir es können. Du bist aber nicht im Stande so weit zu werfen wie Hormes Jahn. Der war der Stärkste unter den Dahnenern und konnte ungemein weit mit Steinen werfen.

„Was gilt’s ?“ entgegnete Eulenspiegel , „Ich werfe weiter als er?“ Die siegesgewissen Räte versprachen, dass er so lange er will, das Feld bestellen und für sich alleine abernten könne, wenn er einen Stein weiter wirft als Jan. Wenn nicht, müsse er das Dorf verlassen und weiterziehen. Das Wettwerfen wurde auf den nächsten Sonntag Nachmittag festgesetzt.

Vor dem Wettkampf fing Eulenspiegel einen Vogel , den er lebendig in seine Tasche steckte. Das Werfen begann und das ganze Dorf schaute gespannt zu. Hormes Jahn raffte einen Stein mittlerer Größe auf und Eulenspiegel einen ähnlichen , und steckte die Hand mit dem Steine in die Jackentasche .

Der Gegner warf zuerst , und sein Stein fiel weit entfernt zu Boden. Eulenspiegel ließ den Stein in seiner Tasche , fasste den Vogel und warf. Niemand sah den vermeintlichen Stein niederfallen . Also hatte Eulenspiegel die Wette gewonnen und konnte das Feld solange nutzen, wie er wollte. 

Neu erzählt nach Joseph Schmidt: Sitten und Sagen, Lieder, Sprüchwörter und Räthsel des Eifler Volkes, nebst Idiotikon ( 1858 ) s. 142 ; online Digitalisat

Weiterführende Information zu den Dahnener Sprüngen auf der Homepage von Gerd Hagedorn:

Fahr doch mal hin!

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