Von den Normannen und ihren Plünderzügen habe ich in diesem Blog schon berichtet. Doch sie waren nicht die einzigen Völker, die im Mittelalter auch die Eifel heimgesucht haben. Am Ende des zehnten Jahrhundert begann der Ansturm der Ungarn, zunächst in Bayern und in Schwaben. Anfangs konnte kein deutsches Heer dem Ansturm der „Magyaren“ nachhaltig Widerstand leisten und ihre Plünderzüge führten sie bis nach Frankreich, Nordspanien und Oberitalien.
Im Jahr 915 verwüsteten die Magyaren Schwaben, Thüringen und Sachsen. Im gleichen Jahr plünderten und zerstörten sie sogar Bremen, 917 verwüsteten sie Basel und drangen bis ins Elsass und nach Lothringen vor. 937 zogen sie über Belgien bis nach Frankreich. Wie einst der Hunnenkönig Attila, als dessen Nachfahren sich die Magyarenfürsten sahen, waren sie die der Alptraum der Welt, die Geißel Gottes. [1]
„…, im Jahr 955 nach Menschwerdung unseres Herrn Jesus Christus, brach eine solche Menge Ungarn ein, wie sie keiner von den damals lebenden Menschen, wie man hörte, zuvor irgendwo gesehen hatten. Sie besetzten und verwüsteten das Bayernland vom Donaufluss bis zum Schwarzen Wald, der zum Gebirge gehörte. Als sie den Lech überschritten und Alemannien besetzten, brannten sie die Kirchen der heiligen Afra nieder, plünderten die ganze Provinz von der Donau bis zum Wald und verbrannten den größten Teil [des Landes] bis zum Fluss Iller. Die Stadt Augsburg aber, die damals von niedrigen, turmlosen Mauern umgeben in sich selbst nicht fest war, belagerten sie.“
– Vita des Bischofs Ulrich von Augsburg[3]
Der Spuk dauerte fast 60 Jahre lang, bis unter König Otto I, König des Ostfrankenreichs, die innenpolitischen Voraussetzungen für eine Einigkeit der deutschen Fürsten gegeben waren. So konnten sie ein riesiges ungarisches Heer auf dem Lechfeld, südlich von Augsburg schlagen . Diesmal gab König Otto I sich mit der Vertreibung der Ungarn nicht zufrieden. Er ließ den fliehenden Magyaren nachsetzen und diese niedermachen, bis das gesamte ungarische Heer aufgerieben war.
Auch die Eifel blieb von dieser Plage nicht verschont. Und das Sagengedächtnis der Region legt mit der Sage von dem Köhler und seinen 7 Söhnen Zeugnis ab von den historischen Ereignissen des 11. Jahrhunderts. Die Geschichte erzählt von der Erhebung des Rittergeschlechts von Arras in den Adelsstand, weil sie tapfer gegen eine Übermacht von Ungarn, hier als Hunnen bezeichnet, kämpfen, bis der Pfalzgraf mit seinen Rittern zur Hilfe kommt.
Der Köhler und seine Söhne
„Die Hunnen füllen das Felsenthal,
viel Waffen glänzen im Sonnenstrahl.“
„Schon zeigen sich in dem Frührothschein ,
Nach Beute dürstend des Feindes Reih’n“
„Wohlauf ihr Söhne! Wohlauf zur Schlacht,
die Hörner blaset mit aller Macht.“
„Ruft alle Freunde ringsum herbei,
mit wilden Tönen, mit Kampfgeschrei.“
Es spricht’s der Köhler im dunklen Wald,
gleich Wetter brausen das Stürmen schallt.
Die Freunde nahen, da gab’s ein Streit,
Es scholl das Schwerterklingen weit.
Die Köhler schürten die wilde Gluth
Mit Kolben, Lanzen und Haken gut.
Wie von der Hand des Sturmes erfasst
Zu Boden stürzet der Eiche Last:
So sanken nieder des Feindes Reih’n,
Rings hört man Schlagen,
Rings lautes Schrei’n
Und als zum Fliehen er sich gewandt,
Der Pfalzgraf naht, dem Boten gesandt.
Mit ihm die Grafen aus allen Gau’n,
Die kampfesfroh, in die Feinde hau’n.
Sie fliehen, gleichwie des Bergstroms Fluth
Zum Thale stürzt in wilder Wuth
Sie brechen sich durch die Streiter Bahn
Und lassen diesen den blut’gen Plan
Der Pfalzgraf blickt sich im Kreise um,
Zwölf Söhne stehen bei dem Köhler stumm.
Der Eiche gleich, die an Jahren alt,
So steht der Kreis, eine Kerngestalt.
Der Pfalzgraf stolz auf die Kühnen blickt
Und freudig lächelnd sein Schwert er zückt.
Winkt rasch dem Alten: „Knie nieder, Du,
Von Arras heiße, sei Ritter dazu!“
Der Köhler kniet demütiglich,
Als edler Ritter erhob er sich.
[1]„Metus orbis, flagellum dei.”- wörtlich: „Die Angst der Welt, die Geißel Gottes.“
[2] Zum Selbstverstännis der Magyaren im Mittelater
[3] zitiert nach Wikipedia
[4] https://www.archives.gov/preservation/conferences/papers-2003/zwaneveld.html,
Gemeinfrei
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