Alte Sprachdenkmäler

Was uns unsere Ortsnamen verraten

Oft erzählen uns die Ortsnamen eine Menge über die Geschichte unserer Dörfer und Städte. Nehmen wir den Ort Mechernich zum Beispiel. Die erste urkundliche Erwähnung des Ortes findet man im „Liber Valoris ecclesiarum Coloniensis dioceses (wörtlich übersetzt: „Buch der Werte der Kirchen der Diözese Köln“)“ als „Megchernich“. Die Siedlung selbst ist jedoch deutlich älter als ihr Eintrag im Steuerverzeichnis des Erzbistums Köln, wie man an dem Namensbestandteil „-ich“ erkennen kann.

Einer der ältesten Orte der Eifel ist mein Wohnort Marmagen. Der Name geht auf Marco Magus zurück, was soviel bedeutet wie Marktflecken des Marco

Ortsnamen, die auf „-ich“ oder „-ach“ lauten, weisen auf keltisch-römische Siedlungen hin. Sie leiten sich in der Regel ab von „-iacum“ in der Bedeutung „Gutshof“ oder „Siedlung“. Man vermutet in der Mehrzahl als Gründer ubische oder keltische Veteranen, die im römischen Heer gedient hatten und sich im Eifelraum niederließen.

Die Endsilbe „-iacum“ lebt auch in dem fränkischen Wortteil „-ingen“ fort, was soviel wie „zugehörig“ bedeutet. Diese Ortsnamen gehören zur ältesten Schicht fränkischer Siedlungen. Die Völkerwanderungszeit fällt in die Spätantike und bildet den Übergang zwischen der klassischen Antike und dem europäischen Frühmittelalter (um 600 n. Chr.).

Orts- und Flurnamen sowie die Namen der Gewässer gehören auch in der Eifel zu den ältesten Sprachdenkmälern. Etliche Bezeichnungen gehen sogar auf die vorkeltische Zeit zurück und man vermutet ligurische oder illyrische Sprachreste hinter ihnen.

Auf die Zeit nach der Völkerwanderung verweisen Ortsnamen auf „-weiler“, die im Zeitraum 6.-8. Jahrhundert entstanden sind. Auch hier bedeutet die Nachsilbe „Landgut“ oder „Gehöft“ und steht meistens in Verbindung mit dem Namen des Gründers.

Siedlungsnamen auf „-heim“ enstanden vor allem in der Karolingerzeit. Ortsnamen auf „-em“ wie in Dahlem oder Baasem haben die gleiche Wurzel und deuten auf die gleiche Siedlungsepoche. Auch hier haben sich die Siedlungen aus ursprünglichen Einzelgehöften entwickelt, während Siedlungen mit der Endsilbe „-dorf“ auf Ansammlungen solcher Gehöfte hinweisen. Häufig sind diese Ortsnamen mit dem Namen des jeweiligen Grundherren gekoppelt.

Erste Namen auf „-rath“ oder „-roth“ in der Bedeutung „Rodung“ sind ebenfalls erst ab der Karolingerzeit vereinzelt belegt. Ab dem 10. Jahrhundert finden sich auch Ortsnamen auf „-scheid“, das sich vermutlich aus dem urkeltischen Wort „keiton“ in der Bedeutung „Wald“ oder „Holz“ ableitet. Die genannten Namensmuster entstanden in der frühen Rodungsphase der Eifelwälder. Auffallend ist, dass „-scheid“ häufig gekoppelt ist mit dem Namen von Holzarten, wie in „Eicherscheid“ oder „Manderscheid“, worin keltisch „mantara = Kiefer“ steckt.

Ortsnamen auf „-hausen“ tauchen erst im 13. Jahrhundert auf. Hier finden sich auch viele Namen auf „-rath/-roth“, was auf mittelalterliche Rodungsarbeit verweist. Personen- oder Geländenamen dienen als Bestimmungswörter für die neuen Siedlungen. Ortsbezeichnungen auf Gelände- oder Gewässernamen  mit den Namensbestandteilen „-born“, „-bach“, „-au“ oder „-feld“ entstanden ebenfalls erst ab dem 12. Jahrhundert.

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